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MUMIENMANIE?
In den Kuriositätenkabinetten der Herrscherhäuser von einst, anläßlich einer Einladung zum Enthüllen einer Mumie im 19. Jahrhundert oder heutzutage im Mumiensaal des Museums zu Kairo schon immer hat der Mensch die Konfrontation mit mumifizierten Toten gesucht. In der Literatur des Fin de siècle ersteht die Mumie zu neuem Leben und erobert im 20. Jahrhundert die Kinoleinwand. Spätestens seit Karl Freunds The Mummy (1932) und Boris Karloffs Darstellung der tragischen Titelfigur gehört sie zum Mythenreservoir des Westens.
Der Film der Millenniumswende wartet mit einem neuen Typus des lebendigen Toten auf. Die Mischung von Menschlichkeit und Nichtmenschlichkeit verstört uns, während der Sex Appeal eines Arnold Vosloo in The Mummy (1999) und The Mummy Returns (2001) die lebendige Leiche und den Horror fast vergessen macht. Gleichzeitig entführt uns sein Imhotep in ein phantastisches Ägypten. Ein Wechselspiel von Geschichte und Erfindung macht Mumienfilme ebenso heikel wie reizvoll.
Doch nicht nur Megaerfolge der Filmindustrie bestimmen die Nachfrage nach dem "Produkt Mumie". Der Ägypten-Fan kann in Überraschungseiern kleine Spielzeugmumien finden oder sich den Abend mit ein paar Runden Mummy Rummy vertreiben, sofern er sich nicht eine der zahllosen Fernsehdokumentationen ansieht.
Eine solche Begeisterung wirft die Frage auf, warum die Mumie – in der Wirklichkeit wie im Film – so viele Menschen in ihren Bann zu schlagen vermag. Fasziniert ihre Unzerstörbarkeit, ihre Unsterblichkeit? Oder ist es nicht vielmehr die Konfrontation des Betrachters mit dem Tod, der sich unerwarteterweise als überwindbar herausstellt...
© Christine Fößmeier, 2003